Leben und Wirken - Friedrich Adolph Wilhelm Diesterweg (1790-1866)

 

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Friedrich Adolph Diesterweg,


geb. 29. Okt. 1790 zu Siegen,

 

war einer der bedeutendsten Vertreter der deutschen Pädagogik und des Fortschritts in der Volksbildung. Unzufrieden schrieb Diesterweg schon während seines Studiums der Mathematik, Philosophie und Geschichte in Herborn und Tübingen über den Lehrbetrieb:

"Monotone Vorträge, mechanischer Pedantismus, geistloses Wesen."

Er kämpfte für die Schaffung und Anerkennung einer einheitlichen Bildungsgrundlage für das ganze Volk.

Dieses Ziel war seiner Ansicht nach nur durch einen lebensnahen Unterricht zu erreichen.

 

Am 7. Juli 1866 starb er an Cholera.

 

 

 

29.10.1790

Adolph Diesterweg wird als 7. Kind in Siegen geboren
Seine Mutter stirbt als er 8 Jahre alt war und die Erziehung oblag allein dem Vater und seiner Tante

 

1808 - 1811
Diesterweg beginnt das Studium der Naturwissenschaften (Mathematik, Physik, Astronomie)
an der Universität in Herborn, wechselt 1809 an die Universität nach Heidelberg und 1810 - 1811 an die Universität nach Tübingen

 

1812
Wird er gezwungener Weise Fachlehrer für Mathematik und Geographie am Gymnasium. Seinem Berufsziel, Vermessungsingenieur zu werden, konnte er aufgrund politischer Verhältnisse nicht gerecht werden.

 

Frühjahr 1813
Lehrer an der berühmten Musterschule in Frankfurt am Main, wo er mit den Pestalozzianern zusammentrifft und begeisterter Anhänger wird. Heiratet Sabine Enslin, sie hatten gemeinsam neun Kinder in ihrer Ehe.

 

1814 - 1820
gibt eine ganze Reihe von Schulbüchern heraus z. B. die Wortformen und Satzlehre, Schullesebücher, Geometrie- und Rechenbücher

 

1818 - 1820
Zweiter Rektor der Lateinschule in Elberfeld

 

1820 - 1832
Diesterweg wird an das neu errichtete Lehrerseminar in Moers berufen und 1823 offiziell zum Direktor ernannt

 

1827
gründet er die Fachzeitschrift "Rheinische Blätter für Erziehung und Unterricht, mit besonderer Berücksichtigung des Volksschulwesens". Seine Publikationen und seine erfolgreiche Wirkungszeit in Moers, machen seinen Namen in Deutschland bekannt.

 

1832 - 1847
Im Frühjahr nimmt Diesterweg die Stellung als Direktor des Berliner "Seminar für Stadtschulen" an und zieht mit seiner Familie nach Berlin um.
- Wird Mitbegründer der "Pädagogischen Gesellschaft" in Berlin
- äußert sich in seiner Schriftenreihe "Die Lebensfrage der Zivilisation" zu sozialpolitischen Themen
- nach 1840 wird Diesterweg zum unerschrockenen Vertreter, der nach Verbesserungen und Reformen drängt

 

1845
gründet er die Pestalozzi - Stiftung

 

1847
Wegen seiner demokratischen Ideen und seiner freiheitlichen Auffassung über Politik, Religion und Kirche wurde er seines Amtes enthoben und vorzeitig in den Ruhestand versetzt

 

1847 - 1850
wird in den Ausschuss der preußischen Nationalversammlung zur Beratung eines Unterrichtsgesetzes gewählt

 

1850 - 1858
kämpft vor allem publizistisch gegen die amtliche Schulpolitik

 

1858 - 1866
gewähltes Mitglied des preußischen Landtages als Abgeordneter der Fortschrittspartei

 

1866
stirbt Diesterweg an Cholera

1. Einleitung

Soziale Probleme entstehen immer dann, wenn die Bedürfnisse von Einzelnen aufgrund ihrer unzureichenden Einbindung in soziale Strukturen der bestehenden Gesellschaft sowie Familie, Organisationen und Gruppen verletzt sind. In der Geschichte haben gesellschaftliche Veränderungen in wirtschaftlicher und politischer Hinsicht stets neue soziale Ungerechtigkeiten hervorgerufen. Als Reaktion darauf entstanden aber auch neue soziale Bewegungen.

 

In der neueren europäischen Geschichte stellte der Übergang vom 18. zum 19. Jahrhundert erstmalig eine vielseitige Deutung der sozialen Probleme dar, je nach politischer oder religiöser Überzeugung der Reformer. Zu einem der bedeutungsvollsten in dieser Zeitepoche zählt unumstritten der Pädagoge Adolph Diesterweg. Das Leben und Schaffen von Friedrich Adolph Wilhelm Diesterweg wurde durch gravierende gesellschaftliche Umwälzungen beeinflusst. Während der französischen Revolution wurde er am 29. Oktober 1790 in Siegen (Westfalen) geboren. Als junger Mann erlebte er die Befreiungskriege von der Napoleonischen Fremdherrschaft (1813- 1815) und in reifen Jahren war er Zeuge der bürgerlich- demokratischen Revolution in Deutschland (1848/49). Als Diesterweg am 7. Juli 1866 in Berlin an Cholera starb, vollzog sich gerade der Beginn der Revolution von oben und der nationalstaatlichen Einigung Deutschlands, die 1870/71 ihren Abschluss fand.

2. Adolph Diesterweg - Seine Antworten zur Lösung der sozialpolitischen Probleme seiner Zeit

 

2.1. Sein Leben und Wirken für ein neues Volksbildungswesen


Diesterweg lebte als junger Lehrer in einer Zeit der Überwindung der feudal mittelalterlichen Überreste in Deutschland, immer stärker entwickelte sich die Industrie und mit ihr das Proletariat. Die kapitalistische Produktion brauchte immer mehr Menschen, die das Lesen, das Schreiben und das Rechnen beherrschten. Die Arbeiter sollten nicht nur das erforderliche Wissen haben, sondern sich auch willig in die neuen gesellschaftlichen Verhältnisse einfügen. Das ist die ökonomische Ursache für das große Interesse, das die Bürgerlichen damals dem Schulwesen entgegenbringen mussten. Es beschränkte sich nicht nur auf die Schulen für die Kinder des Bürgertums, sondern auch auf die Fragen des Volksschulwesens. Daraus ergab sich die gesellschaftliche Notwendigkeit für einen Aufschwung der pädagogischen Theorien, schnell Wissen zu vermitteln. Viele Pädagogen arbeiteten selbstlos und aufopfernd, um den Kindern des Volkes Wissen zu vermitteln, damit diese das neue Zeitalter gestalten konnten. Der bedeutendste unter ihnen war der große Schweizer Pädagoge Johann Heinrich Pestalozzi. Seine Hingabe an den Erziehungsberuf begeisterte viele deutsche Lehrer, so auch den jungen Diesterweg. Von den Pestalozzianern lernte er viel. Diesterweg war ein engagierter Lehrer mit einem umfangreichen Arbeitspensum. Neben seinen 30 Wochenstunden Unterricht an der Schule, kamen noch 12 - 16 Privatstunden und an den Wochenenden noch der unentgeltliche Unterricht für Handwerkslehrlinge an der Sonntagsschule. Bereits mit 28 Jahren, im April 1818 wurde er zweiter Rektor der Lateinschule in Elberfeld und sammelte dort weitere wichtige Erfahrungen in seiner pädagogischen Arbeit.


Elberfeld war damals schon eine Stadt mit einer ausgedehnten Industrie, mit Kinderarbeit und Fabrikschulen, das Elend der Kinder sah er täglich vor Augen. In seiner beruflichen Tätigkeit hatte er immer wieder erfahren müssen, wie notwendig doch auch gut ausgebildete Lehrer als Voraussetzung für eine Verbesserung der Volksbildung waren. Er fasste deshalb den Entschluss, die Laufbahn eines Lehrers im höheren Schulwesen aufzugeben und sich ganz der Ausbildung von Lehrern für die Volksschule zu widmen. Er übernahm bereits 1820 das Amt eines Direktors für das neu zu gründende Lehrerseminar in Mörs. Hier konnte Diesterweg ohne Einschränkungen seine fortschrittlichen pädagogischen Grundsätze verwirklichen. Die Lehrstunden wurden zu Stunden freier Mitteilung und die Schüler lernten sich aktiv am Unterricht zu beteiligen. Über Selbststudium und Disziplin, mussten sich die Lehrschüler Wissen selbständig aneignen. Das war eine andere Art der Lehrausbildung als man sie bislang gewohnt war. Selbstbewusste, denkende Männer wurden von Diesterweg erzogen, die nicht mehr nur dazu taugten, als demütige und gedemütigte Diener der Kirche den Schulmeister zu spielen. " So war Diesterweg in Mörs zu einem von rastloser Tätigkeit erfüllten Mann geworden, der ein großes Ansehen genoss, der bekannt war als ein aufrechter, rechtschaffener Lehrer, der mit Wort und Schrift für die neue Pädagogik und für eine liberale Schule eintrat." Trotz unermüdlicher Arbeit in seinem Beruf, konnte er als humanistisch geprägter Pädagoge die neuen gesellschaftlichen Probleme nicht übersehen. Viele Gedanken zur Verbesserung wurden gemacht, auch Adolph Diesterweg konnte an der sozialen Frage nicht vorübergehen. Hungerlöhne bei nicht enden wollendem Arbeitstag, keinerlei Hilfe bei Krankheit, Fabrikarbeit der Frauen, weil sie billiger war und Fabrikarbeit der Kinder, weil die noch billiger war. In den Fabriken arbeiteten die Kinder 10 - 12 Stunden, nach der Arbeitszeit oder sonntags erhielten sie einen notdürftigen Unterricht, damit sie wenigstens den Katechismus lesen konnten.


Im Laufe der Jahre drang Diesterweg immer tiefer in die soziale Problematik ein. Er forderte nach besserem Unterricht und Einschränkung der Arbeitszeit für die Kinder. In vielen folgenden Schriften wie z.B. "Beiträge zur Lösung der Lebensfrage der Zivilisation" setzte er sich mit der sozialen Frage auseinander. Er untersuchte, worin die Armut besteht und berichtet über die Not des Volkes, empört sich über die Gleichgültigkeit der Reichen. Und aus der sittlichen Empörung seines verletzten Gerechtigkeitssinnes heraus kommt er zu der Feststellung: "Wenn daher manche an eine gänzliche Umgestaltung der Lebensverhältnisse denken, an eine radikale Reform, es lässt sich wohl begreifen." Aber es blieb bei seiner Einstellung helfender Menschlichkeit. In den Proletariern sah er Objekte der Fürsorge und der helfenden Gerechtigkeit durch die bürgerliche Gesellschaft. Diesterweg war in seinem Denken und Handeln ehrlich bemüht, die Gesellschaft zu bessern und einer wirklichen Erziehung des ganzen Volkes die notwendigen gesellschaftlichen Voraussetzungen zu geben. Er verurteilte scharf jene Kreise, die der Verbesserung der Volksbildung prinzipiell feindlich gegenüberstanden. für den Pöbel und seine Kinder ist solches genug; der braucht nicht gebildet zu werden, sonst wird er übermütig - dagegen muss man die Knute häufiger in Anwendung setzen! Aber von solchen und zu solchen spreche ich nicht, denn ich hasse sie.", Auszug aus seiner "Lebensfrage der Zivilisation". In dieser Schrift lehnte er auch die Ausbeutung der Kinder grundsätzlich ab. "Alle Kinder, ohne irgendeine Ausnahme müssen eine vollständige Schulbildung genießen, also vom 6. bis 14. oder 15. Lebensjahr unausgesetzt die öffentliche Schule besuchen, bei hellem lichten Tag, nicht bei Nacht und Nebel, nicht in einzelnen Stunden. Kein Kind darf in dieser Zeit der Schule entzogen werden, keines darf in Fabriken arbeiten, keines ans Spinnrad gestellt werden." Diese Gedanken einer Fortsetzung des Unterrichts nach der eigentlichen Schulzeit wurden nicht zu Lebzeiten Diesterwegs mehr praktisch wirksam, sondern erst in der späteren deutschen Schulgeschichte umgesetzt.


In seinen Schriften erweist sich Diesterweg als einen den Problemen seiner Zeit aufgeschlossenen Pädagogen, der sich ohne Furcht für die Belange des Volkes einsetzte. Er selbst sagte darüber: "Der Trieb, mich mit der sozialen Frage zu beschäftigen, war ein humaner. Mein menschliches Gemüt wurde erregt, wenn ich die Lage der unteren Klassen, besonders der Fabrikarbeiter, betrachtete!" Diesterwegs fortschrittliches pädagogisches Denken und Handeln führte ihn mit seiner Familie im Mai 1832 nach Berlin, um dort die Leitung des Berliner Stadtschullehrerseminars zu übernehmen. Unter seiner Leitung erlebten die Lehrseminare und die angegliederte Übungsschule bald einen großen Aufschwung. In den Jahren seiner Tätigkeit als Seminardirektor in Berlin war Diesterweg zum umstrittenen Führer der fortschrittlichen deutschen Lehrer geworden. Er zeigte ihnen den Weg zur neuen Pädagogik der wahren Menschenbildung in einer neuen Schule des Volkes. Ansehen und Verehrung genoss er auch im Ausland, man nannte ihn den deutschen Pestalozzi. Umso mehr war er der herrschenden Klasse verhasst, sein Sturz eine beschlossene Sache, denn seine Verbundenheit zum Volk war ihnen zu groß. Wegen seiner demokratischen Ideen und seiner freiheitlichen Auffassung über Politik, Religion und Kirche wurde er 1847 seines Amtes enthoben und vorzeitig in den Ruhestand versetzt. Er trat für eine von der Kirche unabhängige, staatliche Volksschule ein. Die Schule der Kirche zu entziehen hieß aber, sie vom Einfluss des wichtigsten ideologischen Pfeilers der preußischen Monarchie zu befreien. Aber seine Saat ging dennoch auf. Die von ihm ins Leben gerufenen Lehrervereine trugen seine Gedanken weiter. Wenn er sich auch nach einer praktischen Tätigkeit sehnte, so hat er doch bis zu seinem Tode die Pflichten eines Abgeordneten mit der ihm eigenen Gewissenhaftigkeit weiter erfüllt, denn 1858 wurde er dennoch als Abgeordneter in den Preußischen Landtag gewählt. Dort trat er vor allem für die soziale Verbesserung des Lehrerstandes ein.

 

 

2.2 Diesterwegs Erkenntnisse (Lehre) für die Erziehung und Bildung in Deutschland



Diesterweg hatte sein ganzes Leben für die Einheit seines Vaterlandes gekämpft, die er als Voraussetzung für die allgemein bildende deutsche Nationalschule ansah. Er erkannte in seinem langjährigen Wirken als Lehrer den Zusammenhang zwischen Erziehung und Gesellschaft, Schule und Politik und
dass die Basis für eine sich entfaltende Industrie und bürgerlichen Gesellschaft nur die allgemein bildende Volksschule für alle Kinder des Volkes sein kann.


Was verstand nun Diesterweg im Einzelnen unter Nationalschule und wie sollte sie verwirklicht werden? Im Feudalstaat war die Kirche die geistige Macht, Deutschland verlangte die Trennung des Staates von der Kirche und der Schule von der Kirche. Organ der allgemeinen menschlichen Bildung ist für ihn nicht die Kirche, sondern der Staat. Er selber war nicht gegen einen allgemeinen Religionsunterricht als solchen. "Echtes Christentum ist ihm nicht eine Sache der Kirchen und Dogmen, sondern eine Sache der Humanität." Des Weiteren trat er in seinen Veröffentlichungen immer wieder für eine Reorganisation des Schulwesens ein. Alle Kinder des Volkes sollten in der Schule erfasst werden. Er lehnte besonders die einklassigen Schulen ab und forderte die Schaffung achtklassiger Volksschulen. Gemeinsam mit den Demokraten forderte er in seiner Berliner Zeit nach einer organisierten Gliederung der Unterrichtsanstalten in Volksschulen, Höhere Bürgerschulen, Gymnasien und Universitäten ein, bei Aufhebung des Schulgeldes und Einführung einer allgemeinen Schulsteuer. Ihre Lösung war also gleiche Erziehung aller Kinder auf Staatskosten! Obwohl es Universitäten schon lange gab, legte er auch hier neue Forderungen auf:
"Nach meinem Bedenken sind die Universitäten veraltete Institute. Sie bedürfen einer Reform".

Er verlangte statt leerer und stagnierender Gelehrsamkeit "echte Wissenschaftlichkeit". Diesterweg verlangte, dass die Universitätsprofessoren nicht auf Grund ihres Standes, ihres gesellschaftlichen Einflusses bestimmt werden sollten, sondern nach den Qualitäten ihres Wissens, ihres Charakters und ihrer Befähigung.


Hebung des Lehrerstandes:

  • Höheres Gehalt
  • Verbesserung ihrer Aus- und Weiterbildung

 

1832 gründete Diesterweg mit gleichgesinnten Kollegen die "Pädagogische Gesellschaft" und 1840 den jüngeren Berlinischen Lehrerverein" Schon als Seminardirektor in Mörs kam Diesterweg zu der Auffassung, dass Lehrervereine das richtige Mittel zur Hebung des Lehrerstandes seien. Diesterweg forderte, dass der Lehrerverein die Liebe zum Beruf die Hebung des Lehrerstandes und die Förderung des Schulwesens zum Ziel haben müsste.

 

 

Die Dauer der Lehrerausbildung müsste nach Diesterweg 3 Jahre betragen. Mit der Reform der Lehrerausbildung hat er sich in vielen Schriften und Artikeln geäußert.
1835 erschien der "Wegweiser", welches das erste fortschrittliche Lehrbuch der Lehrausbildung in Deutschland war.

 

 

Zu Zielen, Grundsätzen und Aufgaben der Erziehung bestand seine Auffassung in der Entwicklung der Selbständigkeit. "Der Schüler soll nicht ein durch mechanisches Auswendiglernen und gedrilltes Einpauken abgerichtetes, willenloses, untertäniges Wesen sein, sondern ein selbsterkennendes, selbständig handelndes Wesen werden, das auf diese Art und Weise nicht die Wahrheit glaubt, als Dogma hinnimmt, sondern sie erkennt, anwendet und mit Überzeugung verteidigt".
Diesterweg hat sich zu allen wichtigen Gebieten der Bildungspolitik und Pädagogik in seinen Schriften und Reden geäußert.

 

 

3. Schlussbetrachtung

 

Die zu betrachtende Zeitepoche von 1790 bis 1890 war für Deutschland eine Zeit mit vielen gesellschaftlichen Umwälzungen und demzufolge entwickelten sich in ihr auch viele verschiedene soziale Bewegungen. Alle suchten nach einer Lösung der bestehenden sozialen Konflikte zwischen Armut und Elend sowie sozialen und wirtschaftlichen Fortschritt. Einer von ihnen war der Pädagoge Adolph Diesterweg. Diesterweg stand im Kampf gegen die feudale und großbürgerliche Reaktion für den bürgerlich- demokratischen Schulfortschritt. Zum ersten Mal in der deutschen Erziehungsgeschichte vertrat er konsequent eine fortschrittliche Schulpolitik gegenüber der abklingenden feudalen Zeitepoche. Diesterweg entwickelte als erster ein umfassendes System einer fortschrittlichen Schulreform und trat unermüdlich für die Hebung des Bildungsniveaus der Kinder des Volkes ein. Sein Wirken und seine Hoffnung fanden erst in unserer Zeit Erfüllung. Seine Werke haben nun schon über 200 Jahre viele Generationen von Lehrer immer wieder neu angeregt, über die ständige Verbesserung der eigenen pädagogischen Arbeit nachzudenken. Zweifellos haben wir aber auch Grund genug, noch stärker eine Bedeutung für uns und unsere Zeit neu zu prüfen. Bildungschancen für jeden gleich, ohne Schulgeld, das waren seine Forderungen. Das Gesamtwerk Diesterwegs ist sicherlich ein Ergebnis seiner Zeit, bietet aber nach wie vor viele Anregungen zum Oberdenken der pädagogischen Theorien und Praxen unserer Zeit. Seine Forderungen nach Individualität von damals macht uns heute deutlich, dass wir wohl in der Vergangenheit manche Chance vertan haben. Die Ergebnisse der Pisa- Studien bescheinigen Deutschland kein gutes Bildungsniveau, es ist zerklüftet wie damals. Vielleicht sollte man einfach seine Lehrmeinung wieder neu beleben und diskutieren und unserer Zeit entsprechend umsetzen. Einen Vorzug bietet nämlich unsere Zeit, Bildung für alle, das haben Staat und Wirtschaft erkannt, können nur die Grundlage für einen sozialen Fortschritt bilden.

 




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